Album «Traces»

Die vielen Welten der Stefania Kaye

Satte fünf Jahre sind ins Land gestrichen, seit Stefania Kaye mit «Pioneer» ihr letztes Album veröffentlicht hat. Jetzt steht «Traces» in den Startlöchern. Ein Werk, mit dem die Berner Sängerin und Song-writerin zwar ihrer Linie treu bleibt, dem eigenen Schaffen aber noch-mals eins draufsetzt in Sachen Abwechslungsreichtum. Denn die neun Songs auf Kayes neuem Album (ent-)führen einen auf ganz viele verschiedene Planeten. Da lauscht man noch den einnehmend hymnischen Refrains (durchs Band hinweg), und bei nächster Gelegenheit rasen bereits kernige Surf- und Wildwest-Gitarren wie aus einem Tarantino-Streifen ums Eck. Hie und da wähnt man sich Nashville («Unkissed», «Turned the bad times to good», «Leave the world outside»), nur um plötzlich mit einem Guinness in der Hand im Irish Pub zu stehen («Same piece of wood»). Selbst 80er-Synthie-Sounds («I know it‘s true», haben in diesem weiten Kosmos ihren Platz, den sie allerdings nie aufdringlich verteidigen, sondern stets in den Songdienst stellen. Der süffige Pop-Appeal, mit dem alle Songs ausgerüstet sind, dient sozusagen als Milchstrasse zwischen den Planeten, zusammen mit Kayes ausdruckstarker Stimmpräsenz.

Getreu dem Albumtitel «Traces» gelingt es Stefania Kaye, in jedem Song zahlreiche Genre-, Stil- und Epochen-Spuren zu hinterlegen und diese teils auf neckische Weise zu verstecken. Die geneigte Hörerschaft wird folglich auf eine Entdeckungsreise geschickt, die immer wieder mit Überraschungen in Form von Reminiszenzen aufwartet.

Dass nun all diese Klangwelten dennoch hörbar dem einen Sonnen-system namens Kaye zugeordnet werden können, dafür ist der erfolg-reiche Produzent Thomas Fessler die zuständige Kapazität. Fessler, der auf «Traces» auch als Co-Songwriter und Instrumentalist fungiert, gelingt es mit scheinbarer Leichtigkeit, all die unterschiedlichen Färbungen und Verweise geschmacksicher in ebendieses Sonnensystem zu packen. Kommt dazu, dass das Team Kaye/Fessler mit (u.a.) David Campbell Jr. (Co-Writing), Jean-Pierre von Dach und Mario Capitanio (Gitarren), Simon Kistler und Roberto Carella (Drums) sowie Michael Chilewsky (Bass) eine vorzügliche Belegschaft mit an Bord hatte. Sie alle machen «Traces» zu einem akustischen «Planet-Hopping», das einen so schnell nicht loslässt!