Album “usserhalb”

Der Albumtitel ist Programm: Der 38-jährige Schweizer Liedermacher Marco Pollastri bewegt sich mit seinem ersten Album tatsächlich «usserhalb» – ganz und gar abseits vom Mainstream. Und er hat sich für diese Produktion viel Zeit gelassen. Ganze vier Jahre. Auch, weil die Sorgfalt bei diesem Album eine wesentliche Rolle übernommen hat – bei und zu den Mundarttexten. Aber ebenso für die Transformation der Melodien von der ersten Idee bis zum vielfarbig arrangierten Song im genau passenden, massgeschneiderten Soundgewand.

Das neue Album „usserhalb“

Der Aufwand und die investierte Zeit haben sich gelohnt: Marco Pollastri schliesst mit seinen 12 Liedern, bei denen Text und Melodie bis auf eine Ausnahme aus seiner Feder stammen, nahtlos an die fast schon vergessene Zeit ganz grosser Liedermacher an. Zum Beispiel Mani Matter, dessen Melodie von «I ha es Zündhölzli azündt» im politischen Lied «Brännstab» einen neuen, zeitgenössischen Inhalt bekommt. Mit freundlicher Genehmigung der Matterstiftung, was allein schon ein grosses Kompliment darstellt, weil mit dem Nachlass des Berner Troubadours äusserst vorsichtig und sorgsam umgegangen wird.

Marco Pollastri ist ein feinfühliger, sensibler Beobachter seiner Umgebung, von Menschen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Das ist der Stoff, aus dem seine Lieder sind. So vielfältig wie das Leben. «Das Äussere prägt das Innere. Und dieses Innere kommt dann wieder raus, in meiner Musik» beschreibt er seinen Antrieb. «Ich träume viel von Liedern, wache auf und habe die Melodie im Ohr, gehe dieser nach, ohne Worte, und gehe diesen nach. Dabei kann der erste Gedanke durchaus auch unerwartete Wendungen nehmen. Das Lieder schreiben ist für mich ein offenes Experimentierfeld. Schnell geht das bei mir nicht. Auch wenn ich intensiv daran arbeite, dauert es mindestens drei Wochen, bis ein Lied „fertig und verdichtet“ ist.» Eigentlich schön zu hören in Zeiten, wo in TV-Formaten innerhalb von 48 Stunden vermeintliche Hits geschrieben werden.

Gut: Schnelllebige Hits sind es auch nicht, wonach Liedermacher Pollastri mit seinem Schaffen strebt. Sonst hätte er vor einem Jahr und nach dem Zusammentreffen mit der Cellistin Stéphanie Maurer die damals eigentlich fertige Produktion nicht nochmals überarbeitet und mit neuen Klängen angereichert.

Was Marco Pollastri mit «usserhalb» jetzt anbietet, sind nachdenklich-berührende Songs, die sich thematisch als Ausdruck der Jetzt-Zeit, aber auch seiner aktuellen Situation verstehen. Musikalisch verwöhnt ein bunter, vielfarbiger Strauss mit folk-rockigen, poppigen sowie da und dort auch volkstümlichen Anklängen die Zuhörer.

Wie gesagt: «usserhalb» ist ein wunderbares Album, das in vielerlei Hinsicht an grosse Liedermacher erinnert. Und dazu einlädt, sich Zeit zur Reflexion zu nehmen, sich mit den Botschaften zu beschäftigen. Hinhören lohnt sich also gleich doppelt, weil Musik und Text hier gekonnt verwoben zum Eintauchen und Sinnieren einladen.