Single «Eifach Sii/Up To Tie Me Down»

Sein und Schein sind nicht nur im Show-Business schwer zu unterscheiden. Christopher George & The Sapidity Agents entlarven mit ihrer Single «Eifach Sii/Up To Tie Me Down» indes auch ganz alltägliche Maskeraden.

Trau, schau, wem? Schon die Lateiner wussten, dass zuviel blindes Vertrauen höchstens was für hoffnungslose Romantiker ist. Seit wir einander mit Hilfe von Photoshop und Instagram rund um die Uhr das volle Fake-Leben auf die Augen drücken, wiegt die Frage, «Wem kann ich noch trauen?» noch schwerer – womöglich so schwer wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte; nicht einmal im Barock, wo wenigstens in Europa schon einmal die Grenzen zwischen Sein und Schein aktiv verschoben wurden.
So bilden sich in unserer Gesellschaft mehr und mehr zwei Lager: Während manche diese Tools als Chance sehen und ihr Potenzial erkunden wollen, verziehen sich andere in die Schützengräben der Technik-Skeptiker und malen apokalyptische Szenarien – als ob Instagram der sprichwörtliche Highway to Hell wäre.

Zwischen diesen beiden Lagern gibt es jene Menschen, die mit viel Lust und Leidenschaft mit diesem Zwiespalt kokettieren; mit der Schwäche der Menschen für schillernd Schönes, welche immer wieder mit dem zutiefst menschlichem Bedürfnis nach schlichter und ungeschminkter Wahrheit, Geborgenheit und Vertrauen kollidiert. Zu dieser Gruppe gehören Christopher George & The Sapidity Agents.

«Eifach Sii/Up To Tie Me Down», die erste Single aus dem kommenden Album «With A Pinch Of Salt», berichtet just von dieser Sehnsucht, die Frontmann Christopher George in der Mundart-Version des Tracks wiefolgt umschreibt: «Ich glaub, dass wämmer d’Rueh findt, und d’Läde zu send, mer sich sälber besser gseht!» Dass der Song musikalisch schlicht, aber prächtig eingängig umgesetzt ist, versteht sich von selbst. Wehe, wenn sich die Hookline in den Gehörgängen festgesetzt hat! Dass der zugehörige Clip mit bunten Farben und Figuren strotzt, ist eine Kür-Leistung, die man selbst im heutigen konstant audiovisuellen Musikschaffen nicht jeden Tag findet. Und dass es die Nummer in einer Mundart-Version gibt und in einer Englischen, zeigt, dass Christopher George & The Sapidity Agents nicht nur bereit sind, neue Wege zu beschreiten, sondern auch, dass sie vor allem ein Anliegen haben: Dass ihre Botschaft nicht nur gehört, sondern auch verstanden wird. Denn nur wer versteht, kann anfangen, zu vertrauen.

Christopher George & The Sapidity Agents scheinen überhaupt auf Balance-Akte zu stehen. Der Albumtitel «With A Pinch Of Salt» spielt mit einer prächtigen sprachlichen Doppelbödigkeit aus dem Englischen. Das Album wartet mit Songs in Mundart und in Englisch auf. Und die visuelle Gestaltung mit den vielen Köchen, die sich an der Suppe zu Schaffen machen, lässt offen, ob da nun kleine Bocueses am Werke sind – oder Aufschneider, die die Suppe sprichwörtlich versalzen.

Trau, schau, wem? Was schon den Lateinern recht war, soll uns nur billig sein – und für Christopher George und seine Mannen ein musikalischer Spielplatz, auf dem sich vortrefflich und herzhaft mit Worten, Klängen, Gedanken und Gefühlen spielen und pröbeln lässt.