Single „Glasperläspieler“

Der Wilde Westen liegt im Osten! Ed Blue findet mit The Rootstocks zurück zu Country und Americana. Die Single „Glasperläspieler“ ist ein Faszinosum.

„I wish I had paid better attention the two years that I took German 40 years ago and I would understand the words:-)”, schreibt Jeff Taylor. Er ist einer der ganz grossen Akkordeonisten in Nashville, TN, und hat für Ed Blue & The Rootstocks einige Tracks eingespielt. Vincent Golly, Schlagzeuger auf dem Album, meinte nach den Aufnahmen: „Mittlerweile bilde ich mir ein, die Texte zu verstehen.“ Und Tony Carey, der für einen Song das Piano liefert, brachte es auf den Punkt: „Ich stehe sowieso auf Mundart…“

Ja, für Ed Blue & The Rootstocks beginnt der Wilde Westen im Osten, genauer in St. Gallen. „Ich habe mit 16 Jahren als Liedermacher in Schweizerdeutsch eine Kassette veröffentlicht“, erinnert sich Ed an seine Anfänge. 2013 entstand mit Freunden ein rockiges Album in Hochdeutsch und 2018 eines in Englisch. Mit Ed Blue & The Rootstocks fand er zurück zu den Wurzeln – mit einer EP in Mundart als Resultat im Jahr 2019. „Das passt zu mir, ich kann in meiner eigenen Sprache am besten das sagen, was mir nahe liegt.“

Genau so, wie Mundart zu Ed passt, passt das musikalische Kleid, das er seinem Songs zusammen mit The Rootstocks seinen Songs verpasst. Irgendwo im Tummelfeld von Bluegrass, Cajun und Country bedient er sich, nistet sich ein irgendwo zwischen der Wüste von Tennessee und den Sümpfen von Louisiana – und erzählt seine Geschichten in breitestem St. Galler-Dialekt, als gebe es nichts Natürlicheres auf der Welt. Das Faszinierende: Das Paket klingt auch tatsächlich so, als gebe nichts Natürlicheres auf der Welt.

Mit „Glasperläspieler“ servieren Ed Blue & The Rootstocks einen ersten Vorgeschmack auf ihr Album-Debut. Und wenn er schon dabei ist, Grenzen zu sprengen, lässt sich der St. Galler für seinen Countrysound beim grossen Literaten Hermann Hesse inspirieren und nimmt dessen Glasperlenspiel als Vorlage für einen Song, der in keckem Uptempo-Rhythmus über die Sonnen- und Schattenseiten des Vorankommens, getrieben von eigenen Ideen und Ambitionen, sinniert.

War eigentlich geplant, das „Worzelstögg“ in Nashville einzuspielen, hat die Corona-Pandemie dem Projekt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Moderner Technik sei Dank kam die Zusammenarbeit der Country-Musiker aus der Schweiz, Deutschland und den USA dann aber doch zu Stande – man spielte die Nummern daheim ein und fügte sie dann zentral zusammen.