Album «Zitsammläri»

Haben Sie die Zeit wirklich im Griff? Oder läuft sie Ihnen just jetzt davon? Das wäre schön schade – Sie wollen ja grad mehr über Sina erfahren und sich die Zeit dafür nehmen. Oder müssen Sie sich die gar stehlen? Sehen Sie, schon sind wir mittendrin im Thema von Sinas erstem Konzept-Album «Zitsammläri»!

 

Ein Album über die Zeit also, ein Strauss bunter Geschichten, besinnliche, irrwitzige, alle berührend. Mal ist ein altes T-Shirt Ausgangspunkt zur musikalischen Zeitreise, mal nimmt uns Kari, der knorrige Walliser Aussenseiter, mit durch die Jahrzehnte, mal reicht ein Video aus der Speicherwolke, um uns in der Zeit zu versetzen.

Das ist überraschend, raffiniert und vor allem: unwiderstehlich melodisch. Die einen Lieder lassen sogleich aufhorchen, andere schmeicheln sich uns fast unbemerkt ins Ohr, das Resultat bleibt in beiden Fällen dasselbe: wir singen mit. So einfach ist es, wenn etwas so gut gemacht ist.

Das Zeitsammeln hat Sina in jenen Wochen begonnen, als die Zeit tatsächlich gerade stillstand – während der Pandemie. Aber auch hier stellten sich sofort Fragen. Stand sie wirklich still? Oder war gerade viel Zeit vorhanden? Auf sich selbst zurückgeworfen, hat sich Sina jedenfalls auf das Liebste konzentriert, auf die Musik. Und zugleich hatte die Sängerin die goldene Idee, befreundete Autor*innen aus Literatur, Slampoetry und Kabarett nach Geschichten über die Zeit zu bitten.

«Ziitsammläri» ist das Resultat dieser Zusammenarbeit, «Fär wer soll i singu» die erste Single. Das Lied ist eine berührende Geste für einen Freund, dem die Erinnerungen zerfallen.

Und schon wieder wird klar, wie relativ das eben ist, mit der Zeit.

Das merken wir auch in unseren alltäglichen Klagen darüber. Sina weiss ein Lied davon zu singen: «Je me Ziit dass i sparu, desto weniger han i, desto meh bin i mit allum hinnaerna dri». Das gutgelaunt swingende «So hinnaerna dri»  kommentiert selbstironisch das Bemühen, in jeder Sekunde einen Zeitvorteil herauszuschinden. Einen vermeintlichen nur, denn je mehr Zeit sie gewinnt, stellt Sina bald fest, umso mehr Zeit hat sie zu verlieren, handkehrum.

Beide Texte hat Sina zusammen mit Kabarettist Bänz Friedli geschrieben. Weitere Geschichten stammen von Sibylle Berg, Simone Meier, Wilfried Meichtry, Ralf Schlatter, Christoph Simon, Franz Hohler, Adrian Tacchi von Baba Shrimps, Bettina Spoerri und Jürg Halter. Meist wurden sie im Hin und Her mit Sina zu stimmigen, rhythmisch passenden Songtexten. Die Arbeit hat sich gelohnt: Immer wieder stutzen wir beim Zuhören und einem kurzen Nachdenken folgt dann ein langes Schmunzeln, oft hält es über den letzten Takt hinaus an.

Nachhaltig sind diese Lieder, komisch absurd manchmal auch. So der Auftaktsong «Ziitsammlär»: Fredi steht bei Skirennen stets parat und sammelt mit der Schneeschaufel die Hundertstelsekunden ein, die die Fahrer in den Kurven liegen lassen. Im Frühling taut unser Fredi diese gesammelte Zeit in der Wanne auf, um darin zu baden. Ein Jungbrunnen der alpinen Art, nach Fis-Norm sozusagen, was für eine wunderbar verrückte Geschichte von Ralf Schlatter!

Kein Wunder, wählte Sina bei solchen Geschichten auch als Aufnahmeort etwas Besonderes. Mit befreundeten Musikern nistete sie sich im legendären Grandhotel Giessbach ein. Und ihr früherer Produzent Thomas Fessler amtete diesmal als Tonmeister und musikalischer Einflüsterer. Der Anblick der Wasserfälle liess die Ideen sprühen und inspirierte zu fein gewobenen, luftigen Arrangements. Das ist mal Pop, mal Folk, vor allem aber ist es modernste Schweizer Volksmusik. Mit Anspruch und Tiefgang, aber eingängig und mitreissend allemal.

Die Basisspuren aus dem Grandhotel wurden später im Heimstudio von Produzent Adrian Stern u.a. mit Bläsern und Chören angereichert. Gesangskräftige Gäste gaben sich bald die Klinke in die Hand: Kunz etwa, Martina Linn, Dabu Bucher von Dabu Fantastic, Häni von den Halunken, oder das Vokalensemble Züriwest.

Adrian Stern, der als Musiker, Mitkomponist und Produzent das Album massgeblich mitprägt, wird es sich auf der kommenden Tour nicht nehmen lassen, alternierend zu Jean-Pierre von Dach, Gitarre zu spielen. In Sinas neuer Band werden ab Oktober also ganz selbstverständlich zwei der erfolgreichsten Schweizer Musiker*innen zusammen auf der Bühne stehen. Das lassen wir uns noch so gerne gefallen!