Single «X-Mas Eve»

Es ist eine hohe Kunst, einen Weihnachtssong zu schreiben, der berührend, stimmungsvoll und trotzdem authentisch ist. Schade eigentlich, hat Sam Makel nicht schon früher damit angefangen.

Die Geschichte ist herzzerreissend: Der Junge wächst ohne Papa auf. Mama macht sich alle erdenkliche Mühe, Weihnachten jeweils trotzdem zu einem Fest der Liebe und der Geborgenheit – einem Fest der Familie – zu machen. «Papa», erzählt sie dem Buben, «kann das Licht unseres Weihnachtsbaumes sehen, draussen auf dem Meer.» In Tat und Wahrheit ist Papa schon lange in den Fluten verschollen. Und selbst als aus dem Jungen ein Mann geworden ist, der an Heiligabend aus der Stadt nach Hause fährt, um alleine Weihnachten zu feiern, ist es die Erinnerung an seine Mutter und an die Zuversicht, die sie mit ihrer Geschichte über Papa jeweils ausstrahlen konnte, ein Licht, das ihm den Weg erleuchtet. Und all den anderen Menschen, die Weihnachten Jahr für Jahr alleine feiern.

«X-Mas Eve» ist der schlichte Titel der neuen Single aus der Feder von Sam Makel alias Martin Keller. Der Songwriter aus dem Berner Seeland ist Schweizerisch-Kanadischer Doppelbürger und ist in der Vergangenheit immer wieder nach Kanada zurückgekehrt, um dort zu leben und zu arbeiten. Kein Wunder also, hat er sich für seine Geschichte bei Kanadas singendem Chronisten Ron Hynes inspirieren lassen. Und von der Landschaft und der magischen Szenerie im Nordosten des Landes mit ihren Weiten und einer Einsamkeit, die aber letztlich doch nicht zulässt, dass man sich alleingelassen fühlt.

Sam Makel gelingt mit «X-Mas Eve» das grosse Kunststück, einen Song zu schreiben, der unüberhörbar nach Weihnachten klingt. Leicht melancholisch. Getragen von einer unerschütterlichen Zuversicht. Natürlich zutiefst eingängig. Und mit den obligaten Jingle Bells, die im Hintergrund klingeln. Trotzdem kommt die Produktion ohne unnötigen Ballast aus, der so manchen Weihnachtssong schon unter sich begraben hat. «X-Mas Eve» führt die Hörenden zurück zum Kern von Weihnachten: zu einem Moment des Innehaltens und der Besinnung. Und dem Glauben daran, dass alles, was war, ist, und noch kommt, gut ist.